Samstag, 1. Juni 2013

Alix Ohlin - In einer anderen Haut

Titel: In einer anderen Haut
Autor: Alix Ohlin
Verlag: C. H. Beck
Seiten: 349
ISBN: 3406647030
Preis: 19,95 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 27. März 2013


In einem Wort: "unvollendet"

Inhalt: Es sollte ein ganz normaler Ski-Ausflug werden, wie ihn sich Grace immer wieder mal nach der Arbeit gönnt, doch dann findet sie Tug, der versucht hat sich im Wald zu erhängen. Sie kommt gerade noch rechtzeitig und rettet ihn. Als wäre ihr Leben nicht schon kompliziert genug verliebt sie sich auch noch in ihn. Währenddessen versucht Annie, eine Patientin von Grace, ihr Leben auf die Reihe zubekommen. Nachdem sie von Zuhause abgehauen ist, versucht sie ihr Leben als Schauspielerin in New York zu bestreiten, trifft dann aber die obdachlose Hillary und schnell fühlt sie sich für sie verantwortlich. Auch Mitch, der Exmann von Grace, wird immer wieder damit konfrontiert, jemand anderem helfen zu müssen. Doch alle müssen feststellen, dass nicht jedem geholfen werden kann.

Meinung: Das Buch hat mir dankenswerterweise "blogg dein Buch" zur Verfügung gestellt. Es handelt sich dabei um ein Hardcoverbuch mit Umschlag. Das Cover finde ich äußerst ansprechend und erzeugt eine Atmosphäre, die mich neugierig auf das Buch gemacht hatte. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich allein aufgrund des Titels und des Covers keine Vorstellung von dem Buch hatte, aber der Klappentext hatte mich durchaus angesprochen und in Kombination mit dem schönen Cover wollte ich das Buch wirklich gerne lesen. Prinzipiell konnte ich mich ziemlich schnell in das Buch hineinfinden. Es ist im Großen und Ganzen relativ einfach geschrieben, allerdings hat die Autorin einen wirklich sehr angenehmen Schreibstil. Es lässt sich flüssig lesen und auch die Figuren wirken interessant. 

Allerdings gibt es dann doch ein paar Unstimmigkeiten. Die Erzählweise schwankt von sehr ausführlich bis unvollendet. Bei einigen Kapiteln wurden die Thematik einfach viel zu genau beschrieben und ich fing stellenweise sogar an mich zu langweilig. In anderen Kapiteln scheint mir der Rotstift angesetzt worden zu sein, denn dort wirkt die Handlung unvollendet und schnell zu Ende gebracht, obwohl es noch viel mehr zu erzählen gegeben hätte. Möglicherweise durfte die Autorin nur eine bestimmte Seitenanzahl pro Kapitel abliefern? So wirkt es zumindest. Auch das Ende ist davon anscheinend betroffen, denn das wirkt in meinen Augen doch recht abrupt und als Leser fühlte ich mich irgendwie um ein richtiges Ende betrogen. Vielleicht seh ich das aber auch zu eng, denn im Grunde lässt das Ende Spekulationen seitens des Lesers zu, was letztendlich ja auch nicht verkehrt ist.


Ebenso hätte die Handlung selbst für meinen Geschmack etwas verstrickter sein können und mehr Details hätten dem Buch an der ein oder anderen Stelle sicherlich nicht geschadet. Die Charaktere agieren viel zu sehr alleine und die einzelnen Geschichten hätten meines Erachtens nach viel stärker miteinander verbunden werden können. Das hätte dem Buch ein wenig mehr an Substanz verliehen. So stehen die Geschichten doch relativ autark da, was das Lesevergnügen doch etwas schmälert. Letztendlich muss ich aber auch sagen, dass ich die Grundhandlung und damit die Grundidee des Buches gar nicht so schlecht fand, wenngleich - abgesehen davon, dass alle Protagonisten bereit sind anderen bedingungslos zu helfen - doch immer ein etwas deprimierender Unterton in den Geschichten hervortrat, der mir persönlich nicht so gut gefallen hat. Dennoch denke ich, dass das Buch durchaus lesenswert ist. Es gibt von mir daher 3 von 5 Bücher.

Vielen Dank an blogg dein buch!!

Donnerstag, 28. Februar 2013

David Gilmour - Die perfekte Ordnung der Dinge

Titel: Die perfekte Ordnung der Dinge
Autor: David Gilmour
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Seiten: 256
ISBN: 3596188830
Preis: 9,99 € (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 15. Juni 2012


In einem Wort: "unsympathisch"

Inhalt: David Gilmour begiebt sich in seinem neuen autobiographischen Roman auf eine Zeitreise in seine Vergangenheit auf dem Weg zur Selbsterkenntnis und Selbstfindung. Er bereist markante Orte in seinem Leben, an denen er gelebt und geliebt hat, trifft dabei auf alte Bekannte und wird wieder von bereits vergessenen Gefühlen übermannt, die ihn letztendlich zu dem Menschen gemacht haben, der er heute ist.

Meinung: Ehrlich gesagt hatte ich mehr von dem Buch erwartet. Nachdem ich von seinem ersten Buch absolut begeistert war und mir David Gilmour äußerst sympathisch erschien, wollte ich auch unbedingt dieses Buch haben. Schon lange stand es auf meiner Wunschliste und zu Weihnachten landete es dann endlich in meinem Regal. Prinzipiell ist das Buch nicht langweilig oder ähnliches, aber das ein oder andere Mal musste ich mich dann doch Fragen, worum es denn nun im Großen und Ganzen eigentlich geht. David - inzwischen 60 Jahre alt - besucht alte Orte aus seinem Leben und stellt immer wieder fest, wie nutzlos er ist und dass er womöglich sein ganzes Leben nur halb gelebt hat.

Seine Eskapaden -inklusive Drogenkonsum - helfen dabei nicht wirklich seine melancholische selbstironische Ader sympathisch zu finden. Im Gegenteil: Den sympathischen liebevollen Mann wird man in diesem Buch eher nicht finden können, höchstens in einigen Stellen, blitzt seine Aufopferung für seine Kinder durch. Er wurde mir im Laufe des Buches sogar regelrecht unsympathisch, was vor allem durch seine merkwürdige Melancholie und Verbittertheit, aber auch durch seine eigenartigen Fantasien (Vorstellung von Masturbation auf einer Schultoilette mit einem Bild italienischer Mädchen!) verursacht wurde. Teile davon wollte ich ernsthaft nicht wissen. Durchaus lassen sich aber auch witzigere Passagen finden, die das Ganze dann wieder ein bißchen auflockern. Seine Affinität zu Tolstoi und den Beatles und seinem daraus resultierendem Verhalten waren recht lustig.


Ganz gut fand ich dann eigentlich den Schluss des Buches, in der er selbst erkennt, dass seine Vergangenheit zwar nicht unbedingt toll war, aber er sie dennoch überlebt hat und darauf stolz ist. Letzendlich sind ja auch gute Dinge passiert, wenngleich es nicht leicht war alles zu überblicken, da er doch etwas in der "Handlung" springt und das ein oder andere Mal musste man sich dann schon fragen, mit wievielen Frauen er denn nun verheiratet war: 2, 3 oder doch 4? Auch dass er den Bezug zu seinem ersten Buch gesucht hat, fand ich ganz interessant, ebenso die Vernarrtheit in diverse große Schriftsteller, wie Proust und Tolstoi. Letzterer hat ihn sogar die ein oder andere Beziehung gekostet, weil er lieber mit Krieg und Frieden in den Urlaub fuhr, als mit seiner Frau.


Alles in allem eigentlich kein wirklich schlechtes Buch, eher mittelmäßig, was aber durchaus Geschmackssache ist. Vielleicht kann der ein oder andere mit seiner selbstzerstörerischen Melancholie mehr anfangen als ich. Am meisten überwiegt bei mir der Eindruck eines in Teilen unsympathische Mannes und damit Romans, weshalb ich auf jeden Fall Punkte abziehen muss. So ganz hatte ich auch während des Lesens nicht den Bezug zum Titel ausmachen können. Der Titel selbst fällt zwar einmal im Buch selbst, jedoch konnte ich für mich in dem Buch keine perfekte Ordnung der Dinge ausmachen. Vielleicht bezieht es sich darauf, dass er endlich sein Leben, seine Vergangenheit, ordnen will, um mit sich im Reinen zu sein. Möglicherweise verbirgt sich dahinter auch einfach etwas, was sich mir nicht offenbart hat.


Ob euch das Buch gefällt oder nicht, müsst ihr - wie immer - selbst entscheiden. Mir persönlich hat es nicht so gut gefallen, obwohl es grundsätzlich gar nicht so schlecht ist und auch der Schreibstil hatte mir durchaus zugesagt. Aber Meinungen sind ja bekanntlich verschieden, also lest das Buch und entscheidet selbst. Würde mich interessieren, ob ihr die perfekte Ordnung der Dinge in dem Buch findet. Das Buch bekommt von mir 3 von 5 Büchern.

Montag, 11. Februar 2013

Tinkers - Paul Harding

Titel: Tinkers
Autor: Paul Harding
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Seiten: 192
ISBN: 3630873677
Preis: 19,99 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 29. August 2011


In einem Wort: "verstörend"

Inhalt: George W. Crosby liegt im Sterben, aufgebahrt in seinem Esszimmer, umgeben von seinen Verwandten. In seinen letzten Tag - geplagt von Halluzinationen - durchlebt George eine Reihe von Erinnerung an seine Kindheit und sein Leben und immer wieder erfährt man etwas über das Leben seines Vaters Howard - einem Tinker, einem Kesselflicker.

Meinung: "Es gibt in der amerikanischen Literatur nur ganz wenige perfekte Debütromane ... Paul Hardings verstörendes erstes Buch >Tinkers< gehört dazu." National Public Radio
Also normalerweise übernehme ich keine Meinung von anderen und auch dieses Mal bin ich mir nicht so sicher ob das so klug ist. Perfekter Debütroman? Ich weiß nicht. Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht so sicher. Verstörend? Ja durchaus. Genauer gesagt trifft es dieses eine Wort ins Schwarze! Mal abgesehen davon, daß ich es unglaublich schwierig fand das Buch zu lesen. Einige Passagen sind dermaßen poetisch, dass mir der Kopf geschwirrt hat. Nicht selten war mir nicht ganz klar, wer da nun eigentlich spricht, denn es kann durchaus vorkommen, dass die Erzählperspektive mitten im Text wechselt und plötzlich jemand jemandem etwas vorliest. Erst so ziemlich am Ende hat sich in meinem Kopf das Chaos entwirren können.


Die Erzählstruktur wird auch des Öfteren von kleinen, wie mir schien, verwirrten, gedanklichen Einschüben gestört. Im Grunde vermutlich Gedankenblitze von George, der in seinem Dilirium seine Erinnerungen nicht ganz ordnen kann. Die Gedanken und Erinnerungen treten auch nicht chronologisch auf, was es etwas schwer macht, dem Geschehen zu folgen. Die meiste Zeit ist auch eher das Leben von Georges Vater Howard im Zentrum des Geschehens. Zwischendurch vergisst man fast, das man eigentlich im Kopf von George steckt und dann kommt wieder ein Gedankenblitz von George oder er hört, wie ihm jemand etwas vorliest und schon reißt es einem aus der Geschichte. So bleibt einem die Verwirrtheit von George kurz vor seinem Tod nicht verborgen. Zumal mal man durch die chaotische Abfolge der Ereignisse selbst irgendwann verwirrt ist.


Hinzukommen Auszüge aus "Der verständige Uhrmacher" von 1783, die wohl Georges Ergebenheit zum Uhrmacherhandwerk aufzeigen sollen. Diese Passagen bieten dem Leser einen Einblick ins kosmische Zusammenwirken und der Funktionen von Dingen übertragen auf die Funktionsweise von Uhren. Beim Lesen dieser Textstellen kommt einem schnell der Gedanke, dass das Buch einen tieferen Sinn haben könnte über die Existenz, das Leben und deren Vergänglichkeit sowie dem Zusammenwirken von Dingen und der Inkompetenz der Menschen die Zusammenhänge zu erkennen. Aber das ist aber vermutlich nur dem Geisteszustand von George zuzuschreiben, der in seinen Halluzinationen, Erinnerungen und väterlichen Geschichtspassagen wohl das Ende seines Leben verarbeitet und uns an seiner Verwirrtheit teilhaben lässt, was ehrlich gesagt ziemlich gut funktioniert. Der Autor hat das im Grunde hervorragend umgesetzt, allerdings hätte ich mir mehr Tiefgang für die Figuren gewünscht und die ein oder andere Passage hätte wirklich nicht so hochtrabend poetisch formuliert sein müssen.


Ich glaube dem Buch hätte es gut getan, wenn das Übermaß an Poesie nicht den Lesefluss gestört hätte. Vielleicht liegt das aber auch an der Übersetzung, denn der Übersetzerin sind da meiner Meinung nach relativ grobe Schnitzer, wie Wortstellungsfehler, passiert und vor allem zum Ende des Buches hin häufen sich die Rechtschreibfehler, was aufgrund der Komplexität und dem Schwierigkeitsgrad der Sätze dazu führt, dass man gehäuft Sätze, manchmal ganze Passagen, mehrfach lesen muss, um den Sinnzusammenhang zu erkennen. Im Grunde hatte ich mir das Buch wirklich nicht so vorgestellt. Ich kann auch gar nicht genau sagen, was ich eigentlich erwartet hatte, aber enttäuscht hat es mich eigentlich auch nicht. Es ist sehr komplex, sehr verstrickt und irgendwie verstörend. Aber ich denke, dass das genau das ist, was der Autor bezwecken wollte und demnach kann ich das Buch eigentlich nur als sehr gut einschätzen. Es ist wirklich mit nichts zu vergleichen, was ich zuvor gelesen habe und auch wenn ich es als verwirrend empfunden habe, so kann ich ihm nicht einen gewissen Reiz absprechen, der das Buch wirklich interessant macht. Demnach gebe ich dem Buch 4 von 5 Bücher. Das eine zieh ich allein schon wegen der Übersetzung ab, aber auch weil es meiner Meinung nach noch tiefer in die Materie hätte eintauchen müssen.

Montag, 28. Januar 2013

Miss Pettigrews großer Tag - Winifred Watson

Titel: Miss Pettigrews großer Tag
Autor: Winifred Watson
Verlag: Manhattan Verlag
Seiten: 256
ISBN: 3442546613
Preis: 17,95 € (Hardcover- habe es im Hugendubel für 4,99 erstanden)
Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2009


In einem Wort: "hinreißend"

Inhalt: Guinivere Pettigrew - eine wenig erfolgreiche Gouvernante - steht in den 1930ern kurz vor ihrem Ruin. Nachdem sie mal wieder ihre Stellung verloren hat befindet sie sich fast mit einem Bein auf der Straße. Durch einen Fehler bei der Arbeitsvermittlerin landet sie bei Delysia LaFosse - einer Schauspielerin und Sängerin, deren chaotisches Liebesleben Miss Pettigrew ganz schön durcheinander würfelt, da sie den ganzen Tag damit beschäftigt ist Miss LaFosse aus den Fängen ihrer Liebhaber zu befreien. Dadurch gerät sie entgegen ihre vormals sittsamen und tugendhaften Leben in die frivole Glamourwelt der Miss LaFosse. Schnell findet sie Gefallen an diesem Leben und verpasst immer wieder den Moment ihrer neuen Gönnerin zu erzählen, dass sie eigentlich nur für die Stelle der Haushälterin an deren Tür geklingelt hatte...

Meinung: Was für ein schönes Buch!!! Charmant, spritzig, amüsant...einfach wunderbar. Von der ersten Sekunde an ist mir Miss Pettigrew ans Herz gewachsen. Das Wechselbad der Gefühle, welches ihr widerfährt ist einfach nur köstlich und wie sie immer wieder über sich hinauswächst und sich in die verführerische Glamourwelt stürzt, immer wieder ihre eigenen gewohnten Tugenden so mir nichts dir nichts über Bord wirft, ist einfach nur herrlich. Die ganze Zeit über musste ich über ihre nonchalante Art und ihr energisches Auftreten schmunzeln, da dieses immer wieder im Gegenspruch zu ihren eigenen Gedanken steht.

Winifred Watson hat mit Miss Pettigrew eine überaus sympathische und charmante Figur geschaffen, mit der man sich das ganze Buch über mitfreut. Ein in meinen Augen wirklich rundum gelungenes Buch. Der Schreibstil ist zwar keinesfalls mit dem einer Jane Austen vergleichbar, obwohl es ungefähr aus der gleichen Zeit stammt, aber das tut dem Buch im Grunde überaus gut. Es ist locker und witzig geschrieben, hat aber zugleich auch feine Züge der damals zeitgenössischen Sprache. In dieser Kombination absolut gelungen, zumal der strenge förmliche Stil, der sich bei Jane Austen findet, hier absolut nicht angebracht gewesen wäre, wenn man das frivole Leben bedenkt in das Miss Pettigrew hineingeraten ist.


Somit lässt sich das Buch locker - und in meinen Augen - viel zu schnell lesen. Ich war schon irgendwie enttäuscht, als es dann zu Ende war. Es hätte, wenn es nach mir gegangen wäre, ruhig noch mindestens 500 Seiten so weitergehen können. Aber auch wenn ich enttäuscht war, dass es zu Ende war, so hat mir der Schluß doch äußerst gut gefallen, da der letzte Satz so komplett alles über das Leben der Miss Pettigrew, ihren Lebenswandel und ihren geheimsten Wünschen in sich vereint, dass einem beim Lesen ganz warm ums Herz wurde.


Und ich muss sagen, dass es sich hier bei meiner Ausgabe auch wirklich wieder um eine sehr schöne Ausgabe handelt. Die leicht in das Papier des Umschlags geprägten Blumen und Ranken gefallen mir außerordentlich gut und auch die Farbe des Buches ansich (dunkellila) finde ich sehr schön gewählt. Alles in allem also wieder einmal ein Buch, was ich nur ungern aus der Hand legen konnte und wollte und welches an sich am Ende eine kleine Streicheleinheit verdient hatte. Ich kann es wirklich jedem ans Herz legen.


Das Buch wurde im Übrigen sehr gut mit Amy Adams als Miss LaFosse und Frances McDormand als Miss Pettigrew verfilmt, wenngleich ich ihn längst nicht so amüsant in Erinnerung habe, was aber vermutlich daran liegt, dass der Zwiespalt von Miss Pettigrew im Buch viel besser zur Geltung kommt. Dennoch handelt es sich um einen wirklich guten Film, den ich mir wohl nach der Lektüre der Romanvorlage, der ich 5 von 5 Büchern gebe, noch mal zu Gemüte führen werde.

Dienstag, 25. Dezember 2012

Kriegswinter - Jan Terlouw

Titel: Kriegswinter
Autor: Jan Terlouw
Verlag: Urachhaus
Seiten: 204
ISBN: 3825178250
Preis: 14,90 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: Juni 2012


In einem Wort: "interessant"

Inhalt: Kriegswinter in den Niederlanden: Der 15 jährige Michiel muss mit seiner Familie im 2. Weltkrieg mit den Wirren des Krieges und den deutschen Besatzern kämpfen, die den Bewohnern alles abverlangen: Ausgangssperren, Bomben und die Angst vor den deutschen Soldaten. Als Sohn des Bürgermeisters ergeht es ihm nicht ganz so schlecht, wie anderen Familien, doch dann wird ihm von einem Freund im Vertrauen ein Brief zugesteckt, der sein Leben noch mehr durcheinandern bringt und er bekommt Kontakt mit dem Widerstand. Doch ein Verräter wohnt in deren Mitte und bringt alle in Gefahr.

Meinung: Das Buch hat mir dankenswerterweise "blogg dein Buch" zur Verfügung gestellt. Es handelt sich dabei um ein kleines Hardcoverbuch ohne Umschlag. Das Cover finde ich äußerst gelungen und spiegelt sehr schön die - im Inhalt wiedergegebene - Atmosphäre wieder. Ich muss sagen, dass mich das Buch von vornherein gepackt hatte. Es ist zwar relativ einfach geschrieben, aber die Geschichte ist dafür um so besser erzählt. Gut fand ich, dass man am Anfang erst einmal mit der damaligen Situation vertraut gemacht wurde und man so die Charaktere des Buches besser kennenlernen konnte. Fesselnd fand ich es vermutlich aber auch deshalb, weil mich genau solche Bücher irgendwie faszinieren. Geschichten über Menschen in Kriegszeiten oder kriegsähnlichen Zeiten finde ich überaus spannend. Auch wenn es ausgedachte Romanfiguren sind. So spiegeln diese Bücher doch im Allgemeinen die damaligen Situationen recht gut wieder und - wie in meinem Fall - versucht man darüber nachzudenken, wie man sich wohl selbst verhalten würde.

Der Schreibstil ist wie schon erwähnt recht einfach gehalten. Größtenteils dreht sich die Geschichte allerdings um einen 15 jährigen Jungen und ist somit absolut angemessen. Und schließlich handelt es sich ja auch um ein Jugendbuch. Dementsprechend einfach ist auch die Handlung gehalten. Es gibt keine großen verstrickten Handlungsstränge oder komplizierte Verknüpfungen, die einen das Hirn zum qualmen bringen könnten und somit lässt sich das Buch sehr schnell und flüssig lesen. Gestört haben mich ein wenig die niederländischen Ausdrücke im Buch. Zumal ich erst recht spät gemerkt habe, dass dazu im hinteren Teil des Buches ein Glossar eingerichtet wurden. Persönliches Pech vermutlich, aber ich denke, man hätte genauso gut auch einfach die deutschen Begriffe in der Übersetzung verwenden können.


Die Handlung selbst hätte für meinen Geschmack doch etwas verstrickter sein können. Mehr Details hätten dem Buch sicherlich nicht geschadet. Ich wusste im Grunde auch ziemlich schnell wer der Verräter in den Reihen des Widerstandes sein müsste und dann hab ich nur noch darauf gewartet, das Michiel es auch endlich kapieren würde. Unnötig fand ich auch irgendwie, dass sich Michiels Schwester in den von Michiel versteckt gehaltenen englischen Soldaten verliebt. Das war etwas zu klischeehaft in meinen Augen. Grundsätzlich stören diese Faktoren aber nur minimal und im Großen und Ganzen handelt es sich um ein wirklich gelungenes Buch, dass ich jedem empfehlen kann, der sich ein bißchen für Geschichte und menschliche Schicksale interessiert. Es gibt von mir 4 von 5 Büchern.

Vielen Dank an blogg dein buch!!

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Geheime Tochter - Shilpi Somaya Gowda

Titel: Geheime Tochter
Autor: Shilpi Somaya Gowda
Verlag: KiWi-Paperback
Seiten: 448
ISBN: 3462044451
Preis: 9,99 € (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 16. August 2012


In einem Wort: "bezaubernd"

Inhalt: Somer und ihr Mann Krishnan haben eigentlich alles was sie brauchen. Sie sind als Ärzte beide sehr erfolgreich und konnte sich ein schönes Leben aufbauen. Aber dann durchlebt Somer zwei Fehlgeburten und merkt, daß ihr etwas in ihrem Leben fehlt: ein Kind. Sie beschließen ein Kind zu adoptieren. Ungefähr zu der Zeit bringt die Inderin Kavita ihr zweites Kind zur Welt. Da es sich dabei allerdings wieder um ein Mädchen handelt und sie nicht will, dass auch ihre zweite Tochter umgebracht wird, beschließt sie das Kind ohne Wissen ihres Mannes zur Adoption freizugeben.

Meinung: Das Buch hatte ich im Rahmen der Lesechallenge auf Lovelybooks gewonnen und es hatte mir gleich so gut gefallen. Das Cover finde ich einfach nur richtig schön und auch die Geschichte hörte sich interessant an. Ich finde, die Geschichte hatte auch gleich einen guten Einstieg und die Charaktere fand ich überzeugend. Allerdings war ich doch etwas irritiert. Man lernt Somer und ihren indischen Mann kennen und erfährt die Geschichte, wie sie versuchen ein Kind zu bekommen und sich letztentlich dazu entschließen ein indisches Kind zu adoptieren. Gesagt getan und holterdiepolter ist die Kleine sechs Jahre alt. Huch..was..wie..wo? Wann ist das passiert? Dieses Sprung fand ich dann doch irgendwie zu heftig. Zumal man kurz vorher noch erfährt, wie schwer es Somer fällt mit dem Kind klarzukommen und sie gerade noch am Verzweifeln war. Irgendwie fehlte mir dann die Erklärung, wie sie denn dann nun aus der Situation herausgekommen war. Das Ganze relativiert sich zwar später etwas, aber merkwürdig fand ich den Sprung schon. Die nachfolgenden Zeitsprünge haben mich dann weit weniger gestört.

Nach einer Weile hat mich dann Somer irgendwie genervt. Ihre ständige Abneigung gegen alles Indische konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie hat schließlich einen Inder geheiratet und ihre Tochter ist ebenfalls Inderin und dennoch lässt sie es überhaupt nicht zu, daß ihre Tochter die eigene Kultur kennenlernt und nicht mal ein indisches Restaurant ist ab und an drin, geschweige denn Reisen nach Indien. Klar, sie hatte einen Kulturschock, als sie in Indien ihre Tochter abgeholt haben, aber daß sie sich so dagegen sträubt, fand ich irgendwie dämlich. Ihr Mann und ihre Tochter aber anscheinend auch.


Nichtsdestotrotz handelt es sich hier wirklich um ein schönes Buch, kann man wirklich nicht abstreiten. Nur Somer, als einer der Hauptcharaktere ging mir auf den Keks und ihre Haltung war für mich nicht nachvollziehbar. Allerdings sollte das wohl auch so sein, denn ihr Mann und ihre Tochter empfinden sie genauso und von daher passt das ganz gut ins Buch. Bis auf den einen merkwürdigen Zeitsprung ist das Buch auch sehr gut geschrieben und man kann sich die Charaktere sehr gut vorstellen. Mich hat das Buch zwar nicht hundertprozentig vom Hocker gehauen, aber dennoch würde ich es als lesenswert einstufen und vergebe damit 4 von 5 Büchern, zu mal mir das Ende doch im Grunde sehr gut gefallen hat.


Freitag, 23. November 2012

Der Cellist von Sarajevo - Steven Galloway

Titel: Der Cellist von Sarajevo
Autor: Steven Galloway
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Seiten: 240
ISBN: 3630872794
Preis: nur noch über Zweithändler
Erscheinungsdatum: 15.09.2008


In einem Wort: "bedrückend"

Inhalt: 22 Menschen starben bei einem Angriff aus den Bergen durch eine Mörsergranate, als sie für Brot angestanden haben. Der Cellist wollte ebenso dort anstehen, entschied sich aber fürs Üben mit dem Cello und entging so dem Angriff. Er beschließt 22 Tage lang für jeden einzelnen Gestorbenen zu spielen und so sitzt er jeden Tag auf dem Platz und spielt für die Opfer. Von 1992 bis 1996 wurde die Stadt Sarajevo belagert und viele Menschen wurden getötet und die Stadt nahezu vollständig zerstört. Die Meisten mussten ohne Wasser und Strom und mit nur wenig zu Essen die lange Belagerung aushalten. Und immer im Hinterkopf: die nächste Granate könnte bei ihnen einschlagen oder sie könnten beim Wasser und Brot holen von Scharfschützen erschossen werden. Es wird von drei unterschiedlichen Menschen berichtet, die in diesem Chaos versuchen zu überleben.

Meinung: Das Buch lag noch gar nicht so lange auf meinem Sub, aber ihr kennt das ja: Die Neuesten werden meistens auch zuerst gelesen. *lach* Der Titel und der Klappentext hatte mich aber dermaßen gelockt, dass ich nicht anders konnte, als dieses Buch schnellstmöglich zu lesen. Generell interessieren mich Bücher, die über Geschehnisse der Vergangenheit sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern berichten. Wenngleich auch dieses Buch nicht den genauen Sachverhalt darstellt, so kann man jedoch einen sehr guten Eindruck von der damaligen Situation bekommen. Den Cellisten, so wird es auch nochmal am Ende des Buches erwähnt, gab es wirklich, wenngleich die Charakterisierung von ihm und den anderen Protagonisten erfunden ist. Jedoch beruht die Geschichte auf Aussagen von Zeitzeugen und die machen es dadurch nur um so realistischer.

Das Buch umfasst mehrere Personen, die die Belagerung auf ihre ganz persönliche Art und Weise erleben. Jeder von ihnen geht mit dem Krieg anders um: der eine zieht mit in den Krieg, der andere fühlt sich als Feigling und kümmert sich um seine Familie und wieder eine andere kämpft mit ihrem Gewissen, da sie als Scharfschützin unterwegs ist und sich jedes Mal fragt, ob sie das richtige tut. Und alle hören sie von dem Cellisten und seinem Mut sich 22 Tage mitten auf die Straße zu setzen. Er schafft es mit seinen Auftritten die Menschen ein wenig vom Alltag abzulenken, obwohl zeitgleich im Hintergrund immer noch der Krieg tobt und überall Bomben eingehen.


Die ganze Szenerie hab ich als überaus betrückend empfunden und gleichsam wiederum als schön, denn es ist so absolut widersprüchlich, dass sich inmitten eines Kriegsschauplatzes ein Cellist in voller Montur hinsetzt und für die Opfer spielt. Die Leute damals müssen das als höchst surreal und schön empfunden haben. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der Cellist etwas mehr beleuchtet worden wäre. So richtig erfährt man nichts von ihm und das finde ich etwas schade. Um so mehr fand ich die Geschichten der verschiedenen Personen interessant. Jeder für sich hat seinen eigene Art mit der Situation umzugehen und man fragt sich unweigerlich selbst, was man wohl für ein Typ Mensch man sein würde. Gleichzeitig hofft man, dass man sowas nie erleben wird. Jeden Tag mit der Angst zu leben getötet zu werden, ist grausam. Überall saßen Scharfschützen und schossen auf Menschen, die für ihre Familie Wasser oder Brot holen wollten. Jede Straßenkreuzung wurde dabei zum "Roulette von Sarajevo", denn mal schoss der Schütze und mal nicht. Man konnte sich nie sicher sein.


Interessant war auch zu sehen, wie manche über sich hinauswachsen können. Auch das Ausland wurde in dem Buch natürlich adressiert und ein paar der Dinge, die geschrieben wurden, richteten sich dadurch indirekt an den Leser. Man fragte sich unweigerlich, warum einem diese Belagerung nicht in den Medien aufgefallen war. War man zu jung? Zu abgehärtet gegenüber dem Leid anderer? Oder hat man einfach vermieden hinzugucken? Aber was hätte man ausrichten können? Nicht viel vermutlich, und so kommt es, dass sich die Geschichte in den eigenen Kopf schleicht und man unterschiedliche Dinge empfindet. Von bedrückend bis schön ist alles vertreten und das machte das Buch auf jeden Fall lesenswert. Ich kann es wirklich jedem empfehlen zu lesen, der - so wie ich - ein bißchen an Geschichte interessiert ist, vor allem, wenn sie in einen schönen Roman verpackt ist.