Autor: John Boyne
Verlag: Arche Verlag
Seiten: 360
ISBN: 3716026646
Preis: 19,95 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 05.03.2012
In einem Wort: Überraschend
Inhalt: Der junge Tristan Sadler begibt sich mit dem Zug nach Norwich, um sich dort mit der Schwester seines verstorbenen Kameraden Will Bancroft, der mit ihm zusammen Seite an Seite im 1. Weltkrieg gegen die Deutschen gekämpft hatte, zu treffen. Eigentlich will er ihr nur ihre Briefe, die sie an Will geschrieben hatte, wiedergeben, doch bevor er überhaupt dazu kommt, ihr die Briefe zu geben, drängt sie ihn von ihrem Bruder und seiner Freundschaft zu ihm zu erzählen. Tristan sieht sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert, die er an liebsten verdrängen würde, denn sie birgt ein schreckliches Geheimnis ...
Meinung: Die Geschichte beginnt sogleich etwas kurios. Eine Dame der Gesellschaft, die ihrem Gegenüber im Zugabteil erzählt was für Morde sie begangen hat? Aber schnell wird einem klar, daß die Gute eine Schriftstellerin ist und wohl Krimis verfasst. Ihr Gegenüber, Tristan Sadler, scheint jedenfalls von ihr fasziniert zu sein. In Norwich angekommen geht es auch gleich so weiter. Tristan muss auf sein Zimmer in der Pension warten, weil sich dort etwas zugetragen hat, das nach Meinung der Besitzerin des Hauses zum Ruin der Pension führen könnte. So wird er dann vor die Wahl gestellt, ob er das Zimmer dennoch nehmen möchte oder es doch er ablehnt, dort zu übernachten, nachdem sich dort ein Herr mit einem jungen Mann vergnügt hatte.
Heutzutage in unserer Gesellschaft mag das wohl merkwürdig klingen, da dieses doch häufiger vorkommt und als akzeptiert gilt. Jedoch zur damaligen Zeit wurde das als ungeheuerlich und pervers angesehen und so ist es nicht verwunderlich, daß sich die Besitzerin und ihr Sohn so darüber pikieren. Tristan ist die Situation auch geringfügig unangenehm, wenngleich sofort klar wird, daß es eher die Reaktion der Pensionsbesitzer ist, die ihn irritiert. Schon ganz am Anfang wird klar, daß Tristan etwas zu verbergen hat und man versucht die ganze Zeit zu ergründen, worum es sich dabei handeln könnte. Schon bald wird klar, daß es da einiges gibt, was Tristan zu erzählen hat. Das große Geständnis kommt allerdings, wie sollte es auch anders sein, am Ende und überrascht einen doch sehr.
Er erzählt von seinen Erlebnissen im Ausbildungslager, seiner besonderen Freundschaft zu Will Bancroft und von den Gräueltaten zu denen ein Mensch in Kriegssituationen imstande ist. Dies alles wird sehr emotional und schonungslos erzählt, sodaß man in den Bann der Geschichte gezogen wird und mit dem Protagonisten mitfühlt und miterlebt. Dazu hat auch der unglaublich gute Schreibstil beigetragen, der mir gleich als Erstes aufgefallen war und dazu führt, daß sich das Buch so eben weg lesen lässt, ohne langweilig zu werden. Er verleiht dem Buch eine gewisse Leichtigkeit und gleichzeitig wirkt das Buch dadurch geringfügig amüsant, wenn auch nur unterschwellig. Das empfand ich als äußerst reizvoll.
Schnell stellt sich allerdings heraus, daß die Geschichte alles andere als amüsant ist und Tristan mit einer großen Last auf seinen Schultern durchs Leben läuft und das, obwohl er gerade einmal 21 Jahre alt ist. Je näher man dem Ende kommt, desto ernsthafter wird auch die Sprache und die Last, die auf seinen Schultern ruht, wird wunderbar durch sie zum Leser transportiert. Auch verändert sich der Schreibstil in den unterschiedlichen Situationen, so zum Beispiel, als sich Tristan mitten auf dem Schlachtfeld befindet - verwirrt, mit Angst erfüllt und nicht imstande einen klaren Gedanken zu fassen. Diese Gefühle werden durch eine schnelle Aneinanderreihung kurzer Sätze im Buch wiedergeben und lassen den Leser so am Geschehen teilnehmen. Es ist glaube ich das erste Mal, daß mir so etwas in einem Buch aufgefallen ist und stimmt mich zugleich äußerst positiv über die schriftstellerischen Fähigkeiten des Autors.
Interessant fand ich auch, daß, das was Tristan zu verbergen hat, mehrfach in der zweiten Hälfte des Buches angedeutet wird und das auf eine sehr subtile Art und Weise. Man beginnt drüber nachzudenken, was er getan hat und wie es dazu hat kommen können. Sicher wird man sich erst am Schluß und ist überrascht von der Wendung, die die Geschichte um Tristan Sadler genommen hat. Meine Erwartungen an das Buch wurden jedenfalls nicht enttäuscht und so kann ich es wirklich jedem ans Herz legen. "Das späte Geständnis des Tristan Sadler" hat mich wirklich sehr gut unterhalten und vor allem überrascht.
Hatte das Buch schon länger auf meiner gedanklichen Wunschliste. Aber deine tolle Rezension bestärkt mich beim Kauf! Wird gleich vorgemerkt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Petra
Wow...tolle Rezension.Ich überlege mir gerade,ob ich das Buch auf meine Wunschliste setzen soll,oder nicht.
AntwortenLöschenLG
Lisa
von http://fliegende-gedanken.blogspot.com/